GESETZLICHES PENSIONSSYSTEM VOR DEM KOLLAPS?
Drei Säulen sichern Status quo auch in 40 Jahren.
Die Zukunft der Altersvorsorge war Thema beim dritten Expertentag der Tiroler Versicherungsmakler, zu dem Fachgruppenobmann Mag. Thomas Tiefenbrunner neben Innsbrucks Vizebürgermeister Franz Xaver Gruber, Spartenobfrau KommR Regina Stanger und Fachverbandsobmann Gunter Riedlsperger auch rund 150 Branchenkollegen begrüßen konnte. Das hochkarätig besetzte Podium bestand aus acht Vorständen der größten Versicherungen sowie dem Direktor der Pensionsversicherungsanstalt (PVA) Tirol, Dr. Christian Bernard.
Grundsäule einer funktionierenden Altersvorsorge ist heute wie auch in Zukunft das gesetzliche Pensionssystem, das sich bisher grundsätzlich bestens bewährt hat. Dr. Christian Bernard zeigte bei einem Vergleich mit anderen europäischen Ländern, dass in Österreich die Pension 80 % des Nettobezuges beträgt. In Deutschland liegt die Pension bei 63 % des Nettobezuges während sich die Italiener derzeit noch auf 106 % und damit eine höhere Pension als die Nettobezüge aus dem Beschäftigtenverhältnis freuen können.
Die Finanzierung der Pensionen durch Beiträge der Beschäftigten ist in Österreich mittlerweile im Ungleichgewicht. Derzeit bezahlen die rund 3,5 Millionen Versicherten in Österreich Beiträge in der Höhe von 22,6 Milliarden Euro. Für die 2,2 Millionen Pensionisten fallen für Pensionen, Pflegegeld, Reha und sonstige Zahlungen rund 28,5 Milliarden Euro an Kosten an. Dies bedeutet einen zusätzlichen Zuschuss des Steuerzahlers von knapp 6 Milliarden Euro jährlich. Würden die Einsparungspotenziale genützt, so könnte kurzfristig sehr rasch das Gleichgewicht wiederhergestellt werden. Das Anheben des jährlichen Pensionsantrittsalters um 1 Jahr bringt 1,2 Milliarden Euro jährlich. Das Fallen der Hacklerregelung würde weitere 2 Milliarden bringen und höhere Abschläge bei frühzeitigem Pensionsantritt rund 400 Millionen.
Was die Zukunft betrifft so zeigen die demografischen Daten, dass es enorme Kraftanstrengungen benötigt, damit auch in Zukunft die Pensionen auf heutigem Niveau belassen werden können. Dass dies allein aus volkswirtschaftlicher Sicht sehr wichtig ist, unterstrichen die Redner am Podium allesamt. Für das Jahr 2050 wird in Österreich ein Anstieg der Pensionisten um 50 % auf 3,3 Millionen Personen prognostiziert. Bei einer jährlichen Pensionsanpassung von 1,15 % steigt die durchschnittliche Altersrente von € 1.110,- auf € 1.750,- pro Monat. Der Finanzierungsbedarf erhöht sich dadurch allein bei den Pensionen von aktuell 24,3 Milliarden auf 56 Milliarden Euro. Im selben Zeitraum steigt die Anzahl der Versicherten prognostiziert nur um 5 % von 3,5 Millionen auf 3,7 Millionen Personen. Um den Leistungsstandard zu halten, sind rund 1,5 Millionen mehr Beitragszahler nötig.
In Österreich entfielen 2011 auf 1 Pensionsbezieher 1,6 Versicherte, in Tirol beträgt das Verhältnis 1 : 2,3. Das optimale Verhältnis für einen ausgewogenen Generationenvertrag wäre 1 : 2,5 oder größer. Aufgrund der sinkenden Geburtenrate wird 2050 mit einem Verhältnis von nur mehr 1 : 1,2 gerechnet. Dies würde enorme Auswirkungen auf den Generationenvertrag bedeuten, wenn nicht gegengesteuert wird. Eine Möglichkeit, das Verhältnis von Pensionsbeziehern zu Versicherten zu erhöhen ist mehr Migration.
Neben der staatlichen Pensionsvorsorge seien die zwei Säulen Betriebliche Vorsorge - etwa durch Pensionskassen - und Private Vorsorge von größter Bedeutung, erklärten Mag. Johanna Stefan(Vorstandirektorin Donau Versicherung), Mag. Bernhard Fasching (Sales Manager Standard Life), Franz Meingast (Vorstandsdirektor Wüstenrot Versicherung), Dr. Ralph Müller (Vorstandsmitglied Wiener Städtische), Dr. Walter Schieferer (Vorstandsvorsitzender Tiroler Versicherung), Ing. Andreas Stettner(Vorstandsdirektor Merkur Versicherung), Mag. Harald Steirer (Vorstandsmitglied Generali Versicherung) und Herbert Braunöder, (Direktor Nürnberger Versicherung). Damit die Betriebliche Pensionsvorsorge für Mitarbeiter auch sinnvoll ist, muss für die Versicherer auch der Gesetzgeber sein Scherflein dazu beitragen. Die im § 3/1/15 des Einkommenssteuergesetztes festgeschriebene steuerfreie Beitragsgrenze von 300 Euro pro Jahr sei geradezu lächerlich. "Wenn ein Unternehmen jährlich 300 Euro je Mitarbeiter in eine Pensionsvorsorge einbezahlt, erhält dieser maximal 8.000 Euro ausbezahlt. Investiert der Unternehmer mehr in die Vorsorge, so ist der 300 Euro übersteigende Betrag als Sachbezug voll zu versteuern", erklärt Ing. Andreas Stettner. Aus diesem Grund ist eine Vorsorge speziell für Klein- und Kleinstbetriebe nicht finanzierbar. Für Dr. Walter Schieferer und Franz Meingast macht ein Freibetrag von € 3.000,- bis € 4.000,- pro Jahr Sinn und würde die zweite Säule der Altersvorsorge wesentlich attraktiver für alle Beteiligten machen. Dies schon allein deshalb, weil sich derzeit eine private Vorsorge nur jene leisten können, die ohnehin schon mehr verdienen und damit mit einer höheren staatlichen Pension rechnen können.
"Damit eine private Vorsorge für jeden leistbar ist, sollte diese schon in jungen Jahren abgeschlossen werden", argumentieren Dr. Ralph Müller und Mag. Harald Steirer. Denn je früher mit dem Ansparen für die spätere Rente begonnen wird, desto niedriger sind natürlich die Beiträge. Aber auch was die Flexibilität der Vorsorgeprodukte in der Zukunft betrifft, haben die Versicherungsexperten Neuerungen angekündigt. Mag. Johanna Stefan und Mag. Bernhard Fasching informierten beispielsweise, dass die Auszahlungshöhe sowie die Dauer der Rente zukünftig nahezu beliebig geändert werden kann. Damit könne der jeweilige Liquiditätsbedarf gesteuert werden, damit es bei anstehenden notwendigen Zahlungen zu keinen finanziellen Engpässen im Alter kommen kann.
Vizebürgermeister Franz Xaver Gruber, der in seinem Ressort in Innsbruck auch für die ältere Generation verantwortlich ist, zeigte sich über diese angekündigte Flexibilität sehr erfreut. Er lobte die Versicherungsmakler als Männer und Frauen für alle Fälle, auf die man sich vor allem im Schadensfall 100%ig verlassen könne. Gemeinsam mit den Teilnehmern erfreute er sich nach den sehr intensiven Diskussionen zum Thema auf den kabarettistischen Abschluss des bekannten Duos Grissemann & Stermann.